Ein kraftvoller Satz, für kraftvolle Männer, denen das Testosteron förmlich aus den Ohren dampft, wie dem Teufel der Schwefel. Da muss jede deutsche gebärfähige Frau in die Knie sinken, vor so viel Dominanz dieser rechten Hormonpakete, die die Standarte „stramm, Testosteron gestählt, zeugungsfreudig, zackig, überlegen, bestimmend, beherrschend“ vor sich her tragen. Für deutsche Frauen DIE ultimative Aufforderung, nur noch rechts zu wählen, um in den ungehinderten Genuss dieser strammen Männlichkeit zu kommen. Ein Versprechen an die Frauen; eine Huldigung der Männlichkeit. Man könnte dahin schmelzen.
Schluss mit Satire!
Männlichkeitsgehabe wie Brunftgebrüll von Primaten als Motivation für Nazis und Faschisten? Als Motivation für Ausgrenzung und Hetze?
Frage: Waren Hitler, Himmler, Goebbels, Göring, Eichmann, Heydrich, Mengele (nur auszugsweise, nicht abschließend) in Ihren Augen ebenfalls „echte Männer“, weil sie unbestritten stramm rechts waren? Angesichts Ihrer Wortwahl liegt eine solche Assoziation sehr nahe.
Ich sehe dies anders: Die Genannten waren Massenmörder; hoch kriminelle Gesellen, die sich Millionenfach an hilflosen und wehrlosen Menschen vergriffen, um ihrem zwar Inhaltsleeren, jedoch völlig überzogenen und aufgeblasenen Ego Geltung zu verschaffen.
Von Ihnen –u.a. auch von Ihrem Gesinnungskameraden Höcke – ist nun von den „echten Männern“ zu hören und zu lesen, die nur unter Faschisten und Nazis zu finden seien, oder verstehe ich dies falsch? Propaganda, die bereits im 3. Reich bevorzugt wurde; lediglich die medialen Mittel waren andere.
Propaganda auf niederstem Niveau, damals wie heute.
Für mich Aufstachelung zu Hass und Gewalt, von Ihnen versehen mit dem zweifelhaften Prädikat „echte Männer“. Für mich die Wiederkehr des Herrenmenschen Denken verbunden mit Größenwahn. Das hatten wir schon einmal und es hat ins Verderben geführt. 60 Millionen Tote waren die Folge.
Passend zu diesem Brunftgeschrei die Ausführungen Ihres Gesinnungskameraden Höcke; in dem „Buch“ „Nie zweimal in denselben Fluss“, ist von einem „Plädoyer zur männlichen Wehrhaftigkeit“, oder „Nur in der Weise, in dem die Männer mit dem oftmals als verstörend empfundenen und sprunghaften weiblichen Wesen ringen“ und dann, dass „wir leider ein paar Volksteile verlieren werden, die zu schwach oder nicht willens sind mitzumachen“ und von „wohltemperierter Grausamkeit“ die Rede. Hatten wir alles schon einmal. Konzentrationslager (heute Gedenkstätten) und Euthanasieanstalten (heute ebenfalls Gedenkstätten) legen Zeugnis ab, welch grauenvolle Folgen die damalige Nazi Propaganda hatte.
Entgegen aller, die echten rechten Männer so verstörenden weiblichen Sprunghaftigkeit: es soll Frauen geben, die lesen, schreiben und sogar selbst denken können; studiert oder einen Beruf erlernt haben und diesem nachgehen (trotz Sprunghaftigkeit) und nicht nur als Gebärmütter auf zwei Beinen dienen, für all die rechten „echten Männer“.
Schon mal in unserer Verfassung nachgelesen? Da steht meines Wissens u.a. etwas zur Gleichberechtigung. Hat jeder Student im Studium der Rechtswissenschaften gehört.
Die, ich bitte um Verzeihung, dümmliche Parole der „echten Männer“ legt in Wahrheit deren Schwäche an den Tag. Sie legt offen, dass sie mit Frauen, die selbständig über ihr Leben entscheiden und Frauen, die sich nicht blenden und einlullen lassen, von all dem Testosteron Nebel, Frauen, die ihnen auf Augenhöhe begegnen, nicht umgehen können und es auch nicht wollen.
Wenn man solche Parolen benötigt, sich versucht, damit über andere zu erheben, sich selbst als „echten Mann“ stilisiert (was auch immer das sein soll), dem fehlt es an allem, vor allem an Charakter und Größe und es ist schlicht ARMSELIG, so jedenfalls meine Überzeugung.
Ich stelle mir einen so tollen echten rechten Hecht, also „echten Mann“ vor, der plötzlich durch eine Krankheit von der Versorgung von Krankenpflegepersonal abhängig, also schwach und hilfsbedürftig wird. Ein Szenario, dass jeden Menschen, jeden Tag, an jedem Ort und in jedem Alter treffen kann, wie mir einmal ein weiser Krankenhausseelsorger sagte. Was ist dann noch übrig, von dem „echten Mann“?
Wahre Größe bemisst sich nicht nach leeren Parolen und dem Testosteron Gehalt im Blut.
Wahre Größe ist:
ein guter Charakter verbunden mit Bescheidenheit, Demut, Anstand und vor allem mit einem für ALLE Menschen offenen Herzen. DAS ist wahre Größe.
Es würde sich lohnen, darüber einmal nachzudenken, vorausgesetzt, man will dies und hat die Ausrüstung dafür.
Ich zitiere aus dem Buch von Olivier Guez: „Das Verschwinden des Josef Mengele“ wie folgt: „Immer nach zwei oder drei Generationen, wenn das Gedächtnis verkümmert und die letzten Zeugen der vorherigen Massaker sterben, erlöscht die Vernunft, und die Menschen säen wieder das Böse.“
Genau das tun Sie gerade; das BÖSE säen mit Ihren widerwärtigen Parolen.
Eines möchte ich noch anmerken:
Meine Tante, Helga Ortlepp, geboren am 05. August 1923, wurde am 30. Januar 1941 von den Nazis in der Gaskammer umgebracht. Sie wurde als „lebensunwert“ eingestuft und ihr wurde der „Gnadentod“ gewährt. Verbrechen, die monströs und unverzeihlich sind; begangen von Faschisten und Nazis, also von „echten Männern“.
Gisela Puschmann
Nichte von Helga Ortlepp, ermordet am 30.01.1941 in der Gaskammer von Hadamar