Endlich! Nach den furchtbaren rassistischen Morden in Hanau ist einem Entwurf des kürzlich gegründeten Berliner Kabinettsausschusses zufolge mehr Prävention, mehr Aufklärung, mehr Strafverfolgung im Bereich Rechtsextremismus geplant (vgl. FR 26.11.2020, „Paket gegen Rassismus“, S. 5).
In den vergangenen Jahrzehnten hat sich unsere Gesellschaft an ausländerfeindliche Gewalt gewöhnt. Rassistisch, antiislamisch und antisemitisch motivierte Gewalt gegen Andersaussehende, Andersglaubende, Anderslebende, Andersdenkende, gegen Migrant:innen und Geflüchtete bleibt ein deutschlandweites Problem. Das Erstarken der rechtsextremen Partei AfD bedroht die Demokratie.
Nach den Anschlägen Anfang der 1990er Jahren in Rostock, Hoyerswerda, Mölln und Solingen hat der Stadtteil Bockenheim ein Zeichen gesetzt, schon 1998, als er mit dem Hülya-Platz zum ersten Mal einen öffentlichen Ort einem Opfer rechtsextremer Gewalt widmete. Am 29. Mai 1993 wurde die Familie Genç Opfer eines Brandanschlages, verübt von vier jungen Deutschen. Zwei Frauen und drei Mädchen, darunter die 9-jährige Hülya, starben.
Am 14. Mai 1995 errichtete die Stadtteilgruppe auf diesem Platz am Rande der Friesengasse die Figur des Kleinen Hammering Man, der ein zerschlagenes Hakenkreuz in der Hand hält. Die Statue ist ein Symbol für alle Menschen, die sich gegen faschistische und rassistische Tendenzen, gegen Fremdenhass und Diskriminierung von Minderheiten zur Wehr setzen. Nach mehrfacher Entfernung dieses Symbols konnte 2013 der erneuerte Hammering Man seinen endgültigen Standort einnehmen. Neben ihm steht eine Stele mit der Aufschrift:
Dieser Platz erinnert an die neunjährige Türkin Hülya Genç, die mit ihrer Familie in Solingen lebte. In der Nacht des 29. Mai 1993 wurde sie zusammen mit vier weiteren Familienangehörigen durch einen heimtückischen Brandanschlag auf ihr Haus getötet. Der Tod von Hülya warnt vor Fremdenhass und seinen furchtbaren Folgen.
Im Anschluss an eine Gedenkveranstaltung zu der schrecklichen Tat in Hanau am 29. Februar 2020 beschlossen Bürger:innen und politische Vertreter:innen unter aktiver Beteiligung des Stadtteilbüros Bockenheim, eine Initiative ins Leben zu rufen, die sich mit dem Problem des Rassismus auseinandersetzt, entschieden gegen Vorurteile, Diskriminierung und rassistisches Denken und Handeln vorgeht und positive Zeichen setzt für ein friedliches Zusammenleben in Kooperation mit Schulen, Initiativen und Vereinen.
Ortsbeirat und Integrationsdezernat wollen den Stadtteil Bockenheim im Jahr 2021 als rassismusfrei deklarieren.
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