Kann, soll, muss Kunst politisch sein? Diese Frage stellen wir Künstler uns häufig, gleich gefolgt von der Frage, ob (unsere) Kunst die Welt bessern kann, besonders in Fragen von Krieg und Frieden. Die Skulptur „“The Knotted Gun“ oder auch „Non-Violence“ vor dem UNO-Gebäude in New York ist fraglos ein beeindruckendes Antikriegsdenkmal. Doch 2020 hatte die Rüstungsproduktion Hochkonjunktur. Da schrumpft eine „Knotted Gun“ auf Dekormaß.
Unsere Kunst verstehen wir nicht tagespolitisch. Wollte sie es sein, sie käme dem Geschäft nicht hinterher. Unsere Themen finden wir oft direkt vor der Haustür. Das kann z.B. das Gefallenendenkmal im Leonard-Eißnert-Park sein, das auf uns martialisch und aus der Zeit gefallen wirkt. Den Furor, mit dem im Sommer 2020 in den USA, in Belgien oder England, angestoßen durch die Black-Lives-Matter-Bewegung, Denkmäler von Kolonialisten, Sklavenhändlern und Rassisten vom Sockel gestürzt wurden, den Furor wünschten wir uns auch einmal hierzulande gegen deutsche Krieger- und Gefallenendenkmäler, von denen es noch circa 100.000 (!) gibt. Spätestens seit der Ausstellung zu den Verbrechen der deutschen Wehrmacht wissen auch nachfolgende Generationen, wer die Täter, wer die Opfer waren und dass das Kriegsziel millionenfache Vernichtung war. Kein Helden-Epos!
Freie Künstler:innen, die demokratische Gesellschaft sollten dem Aufklärendes entgegensetzen und sich dabei nicht von der neuen Rechten, die die Kultur inzwischen als Kampfplatz entdeckt hat, beeindrucken lassen, sondern sie abwählen!
Kunst kann Dinge vorantreiben, wenn sie von demokratischen Entscheidungen unterstützt wird (z.B. Christos Reichtagsverhüllung). Sie kann Sichtweisen verändern, sie vermag zu einen. Dafür bedarf es manchmal eines gewissen Beharrungsvermögens.
Das Leben wird vorwärts gelebt und rückwärts verstanden, sagt Kierkegaard.
Wir stehen in der Verantwortung! Auch und gerade vor Ort.
Agnes Stockmann, Jon Pahlow, Offenbach/Frankfurt, JA-ART (www.ja-art.de)
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